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Projekt Bildung – Seiteneinsteiger sollen es richten

Die Sommerpause ist vorbei und so melden zumindest die Piraten sich zurück in Sachsen-Anhalt. Während der Landtag noch pausiert, der Kultusminister Bäume gießt und der Minister der Finanzen mit neuen Perspektiven liebäugelt, stiefelten die Schüler des Landes trotz brütender Hitze am vergangenen Donnerstag in ihre mehr oder weniger geliebten Bildungseinrichtungen. Ob und wie viel Bildung sie dort in diesem Jahr erwartet, hängt nicht zuletzt von den rund 400 neu eingestellten Lehrern zum Schuljahresbeginn 2018 ab.

Ursprünglich ausgeschrieben waren in Sachsen-Anhalt 610 offene Stellen für Lehrer. Obwohl mehr als 1300 Bewerbungen eingingen, konnten letztlich nur rund 400 Stellen besetzt werden. 200 Lehrer fehlen demnach, und ob die veranschlagten 610 neuen Lehrer den Unterrichtsbedarf wirklich abgedeckt hätten, lässt sich auch nicht eruieren. Fakt ist: Es fehlen immer noch knapp 200 Lehrer und an manchen Schulen hat sich an der Situation zu den Vorjahren nichts geändert. Selbstredend sind wir in Sachsen-Anhalt kein Einzelfall. Immerhin fehlen bundesweit ca 50 000 Lehrkräfte, was vor allem in Grundschulen zu massivem Unterrichtsausfall führt. Lediglich in Brandenburg wurde zielführend und rechtzeitig agiert, sodass dort nahezu keine offenen Lehrerstellen zu verzeichnen sind.

Helfe sich wer kann

Schon lange geht es in Sachsen-Anhalt nicht mehr darum, wie es gelingen wird, offene Lehrerstellen zu besetzen, sondern ob es uns überhaupt gelingt. Da die Situation in fast allen Bundesländern gleich prekär ist, ist eine regelrechte Schlacht um die gesuchten Lehrkräfte entbrannt. Doch selbst Beamtenstatus oder Höchstgehälter sind keine effektiven Lockmittel mehr. Vor allem dann nicht, wenn die zu besetzende Stelle irgendwo auf dem Land liegt oder sich gar auf mehrere Schulen verteilt, die teilweise bis zu 100 km auseinanderliegen. Das Ausbluten des ländlichen Raums hat diese Stellen so unattraktiv gemacht, dass kaum jemand freiwillig außerhalb der Ballungszentren leben und arbeiten möchte.
Was lag da also näher, als auch sogenannte Seiteneinsteiger in das Lehramt zu berufen, die künftig einen Großteil des Unterrichts an Sachsen-Anhalts Schulen abdecken werden.

Super Idee? Zweite Wahl? Besser als gar nichts? Respekt!

Die Idee auch Seiten- und Quereinsteigern eine Chance zu geben entstand aus der Not und ist nicht wirklich neu. Bereits im Jahr 2017 haben laut Volksstimme 48 Hochschulabsolventen verschiedener Fachrichtungen auf diese Weise zum ersten Mal vor einer Schulklasse in Sachsen-Anhalt gestanden. Bemängelt wurde das Tempo, in dem man versuchte die neuen Kollegen zu vollwertigen Lehrern heranzubilden. Nicht selten waren die „Frischlinge“ überfordert mit den organisatorischen und pädagogischen Problemen. Erste Erfahrungen haben hingegen die Schulen in Sachsen. Auch dort wurden die Schwachstellen sichtbar, denn die Ausbildung für Lehrer ist bundesweit einheitlich geregelt. So muss ein Lehrer in mindestens zwei Fächern unterrichten können. Hochschulabsolventen sind meist nur in einer Fachrichtung ausgebildet und müssten neben pädagogischen Weiterbildungen somit noch eine zweite Fachrichtung studieren. Neben ihrem täglichem Einsatz an den Schulen. Ein gewaltiges Stück Arbeit, dass vor dieser Lehrerschaft liegt. Und ein Grund mehr, den Seiteneinsteigern Respekt zu zollen, statt sie vonseiten der Presse oder Gewerkschaften vorzuverurteilen.

Wenn der Topf aber immer noch ein Loch hat?

Mittlerweile hat das Schuljahr begonnen und trotz der Öffnung des Berufs für Quereinsteiger und über 1300 Bewerbungen, bleiben auch in diesem Jahr wieder fast 200 Lehrerstellen unbesetzt. Das bedeutet Unterrichtsausfall, Mehrbelastung für die vorhandenen Lehrer, Einschnitte in die Qualität der Bildung und pädagogischen Betreuung. Wünschen wir Eltern uns also mehr mutige SeitenNEUeinsteiger, die es sich zur Aufgabe machen werden, unseren Kindern eine Zukunft zu geben. Jeder von uns kann dazu beitragen, dass das Projekt Seiteneinsteiger in Sachsen-Anhalt nicht floppt, indem wir die “neuen” Lehrer bei ihrer Arbeit unterstützen, unsere Kinder für das Thema sensibilisieren und uns auch als Elternschaft unterstützend in der Schule einbringen. Nehmen wir diese Chance wahr!

Bild: https://pixabay.com/de/schulanfang-abc-einschulung-2629361/#_=_

1 Kommentar zu “Projekt Bildung – Seiteneinsteiger sollen es richten

  1. Andykaufmancharactertony

    von Redaktion, thanks so much for the post.Really thank you! Great.

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