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Außer Spesen nichts gewesen? Sachsen-Anhalt und die große weite Welt

Die Delegationsreisen Sachsen-Anhalts in die USA scheinen unter keinem guten Stern zu stehen. Sorgte im vorigen Jahr die Dienstreiseaffäre des Herrn Schröder für reichlich Zündstoff in den Medien, so ist es diesmal die bittere Erkenntnis, dass sich kein “Schwein” für uns interessiert.

Erfolg ist, wenn man trotzdem fährt

Dabei fing es eigentlich so toll an. Denn immerhin fand die Reise trotzdem statt. Interessiert hatte sich für das Vorhaben nämlich schon in Sachsen-Anhalt niemand außer unser Wirtschaftsminister.   Aus diesem Grund wurde die Delegationsreise bereits kurzerhand verschoben. Letztlich fanden sich dann doch fast 30 mehr oder weniger Freiwillige, die den Wirtschaftsminister Armin Willingmann (SPD) auf seiner einwöchigen Delegationsreise entlang der Ostküste der USA begleiteten.

Ziel sei es gewesen, von der Gründungskultur der US-Amerikaner zu lernen, Kontakte zu knüpfen und für das Bauhaus-Jubiläum im kommenden Jahr zu werben.

heißt es laut Welt.de ( Quelle: https://www.welt.de/regionales/sachsen-anhalt/article177279770/Wirtschaftsminister-von-USA-Reise-zurueckgekehrt.html) und aus Sicht des Wirtschaftsministers, sei ihm dies “durchaus sehr ordentlich” gelungen, wie Armin Willingmann (Wirtschaftsminister LSA) gegenüber der Presse angibt.

Armin Willingmann, seines Zeichens nicht nur Wirtschaftsminister, sondern auch Minister für Wissenschaft und Digitalisierung, dürfte allerdings in Boston die Welt nicht mehr verstanden haben, vielleicht sogar ebenso wenig, wie die Sache mit der Digitalisierung. Ausgerechnet an der Station seiner Reise, auf der die Delegation US-Unternehmen neugierig machen wollte auf Sachsen-Anhalt als Wirtschaftsstandort, interessierte sich NIEMAND für die Reisenden und für Sachsen-Anhalt schon gleich gar nicht. Und so titelt die MZ am 06.Juni 2018 beschämend: (Quelle: https://www.mz-web.de/30572860)

Kein Interesse an Sachsen-Anhalt Pleite für Wirtschaftsdelegation auf US-Tour

Gut geplant ist halb versaut

Dabei hatten sich die Delegationsteilnehmer fleißig auf den Werbefeldzug vorbereitet. Thomas Einsfelder, Chef der Investitions- und Marketinggesellschaft Sachsen-Anhalt (IMG) hat extra coole Sprüche auswendig gelernt, die als unschlagbare Argumente für eine Ansiedlung US– amerikanischer Unternehmen im Land der unbegrenzten (Förder)Möglichkeiten dienen sollten. So warb er beispielsweise mit Aussagen wie:

  • ausreichend Platz in erschlossenen Gewerbegebieten
  • Hochschulen und Forschungseinrichtungen
  • und eine Bevölkerung, die der Industrie offen gegenübersteht.

wie die MZ unter folgender Quelle zu berichten weiß:  https://www.mz-web.de/30572860

Nicht zuletzt punktete er mit dem Spruch:

In den westdeutschen Ländern ist das nicht so. Es ist gut, die Bevölkerung auf seiner Seite zu haben

Ob ihm das seine Zuhörer in Boston, die einzig aus der eigenen Delegation bestanden, nun so abgenommen haben, dürfte keine Rolle spielen. Denn einen Interessenten aus den USA haben seine Worte nicht erreicht. Die einzigen Zuhörer im Saal des MIT Boston waren mitgereiste Delegationsmitglieder.

Wer bellt, muss sich auch beißen können

… und das vielleicht sogar in den sprichwörtlichen eigenen Hintern. Noch besser als der Chef der IMG hatte sich nämlich Armin Willingmann auf seinen Werbefeldzug vorbereitet. Immerhin nahm dieser im Vorfeld kein Blatt vor den Mund: Pöbelte gegen Trump, als tobe gerade ein Slam der Drohgebärden, warf Strafzahlungen für Internetriesen aus den USA in den Raum und bekräftigte seinen Willen, endlich wieder enger mit Russland zusammenarbeiten zu wollen. Seine Sprüche waren allerdings nicht ganz so cool und wohlüberlegt garantiert auch nicht. Gleichwohl pries die Delegation Sachsen-Anhalt als „Premium-Wirtschaftsstandort in Europa“ an.

Warum die Reise dennoch von spärlichem Erfolg gekrönt war, lässt sich nur vermuten. Vielleicht hat es sich bis in die USA herumgesprochen, dass Fachkräfte in Sachsen-Anhalt Mangelware sind, dass auch das Argument des Billiglohnlandes nicht mehr wirklich zieht oder dass es eben nicht ausreicht, genügend Platz anzubieten, wenn dieser nicht im Geringsten den Anforderungen an moderne Infrastruktur genügt?

Was bleibt, ist ein bitterer Nachgeschmack, eine wenig erfolgreiche Auslandsreise und ein dennoch von sich überzeugter Wirtschaftsminister.

Beitragsbild Quelle: https://pixabay.com/de/kein-geld-schlecht-geld-nr-krise-2070384/

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